In Longlife-Ölen werden diverse Bestandteile zugefügt, die die Schmierfähigkeit und die Grundeigenschaften des Mineralöls bei Beanspruchung im Motor über das lange Wartungsintervall beibehalten sollen. Durch diese zusätzlichen Stoffe sinkt aber leider die "Reinheit" (ich nenne es jetzt einfach mal so) des Öles. Dies hat zur Folge dass das Öl im Vergleich zu vollsynthetischen Ölen ab der 10'000-15'000 km Marke prozentual mehr Fremdstoffe im Ölfilm sind. Daraus resultiert des Öfteren eine sog. Verschlammung des Öles und die Rückstände bleiben im Motor und deren Teilen zurück.
Generell erreichen die Longlife-Öle auf Grund ihrer Konzeption einen geringeren HTHS-Wert (wenn auch mittlerweile durch LL III knapp über 3,5 um die Norm zu erfüllen). Das bedeutet erhöhter Verschleiß der Ölmoleküle (Ketten brechen auf) und damit kann der Ölfilm mitunter abreissen. Auffällig bei einigen Herstellern ist da im technischen Datenblatt die Angabe: >= 3,5. Warum? Die Hersteller sollten genau wissen welche Werte ihre Öle vorweisen. Bei vollsynthetischen Ölen zeigt sich am Beispiel Motul 5W40: 3,64 mPa*s. Es geht also genaustens.
Obwohl "Lebensverlängernde" Maßnahmen getroffen wurden, ist der Additivanteil trotzdem geringer (niedrigerer TBN-Wert - Total Base Number) um den DPF zu schonen und entsprechend eine Zulassung zu erhalten. Beispiele davon wären: gesenkte Korrosionsadditive, die die Oxidation der Motorteile verlangsamen. Gesenkte Neutralisationsadditive, die für die Neutralisation acider Verbrennungsrückstände zuständig sind (Base neutralisiert Säure, daher Base Number
).
Warum wurden Additive gesenkt? Longlife-Öle, gerade LL III, haben eine Sulfatasche-Obergrenze. Die ascheverursachenden Additive, wie die zum Korrosionsschutz, wurden reduziert um diese Obergrenze nicht zu überschreiten.
Es ist aber schon länger so, dass Vollsynthetik-Öle auch wenig Asche produzieren, da die ascheverursachenden Additive durch neuere Molekül-Formen ersetzt wurden. Daher nicht mit den Werten jonglieren.
Des Weiteren haben Longlife-Öle eine geringere kinematische Viskosität (Maß für die Zähflüssigkeit eines Fluids), bedingt durch Festlegung auf 30, was in einer geringeren Hoch-Temperatur-Stabilität resultiert. Im Grunde nicht schlimm für die Otto-Normal-Verbraucher, aber man merkt ja hier im Forum dass zum Großteil ein 40er Öl empfohlen wird - das kommt nicht von Ungefähr - denn auch hier besteht die Möglichkeit eines Schmierfilmabrisses. Die kinematische Viskosität hängt eng mit dem HTHS-Wert zusammen, da die Moleküle der Mehrbereichsöle (gilt im Übrigen auch für 5W40 o.ä.) im Betrieb schwerer zerstört werden wie ein reines Mineralöl. Aus dieser Problematik heraus dürfen und werden in vielen Hochbelastungsmotoren auch nur synthetische Öle eingesetzt (auch mal abgesehen vom KFZ-Bereich).
Was noch viel Sinn macht zu erwähnen ist ein erhöhter Verdampfungsverlust im Vergleich zu Ölen, die nicht bei Wartungsintervall-Verlängerung genutzt werden und wesentlich höher im Vergleich zu den vollsynthetischen Ölen. Kurze Erklärung: Entstehen manchmal Temperaturspitzen und/oder sehr hohe Temperaturen beim Schmiermittel, kann es dazu kommen dass leichtflüchtige Anteile (i.e. sehr kurze Ketten, Additive) des Öles in den Gaszustand übergehen, also verdampfen. Verdampfung dieser Anteile ändert die Eigenschaften des Öles (Eindickung), gleichzeitig erhöht sich der Ölverbrauch. Bei Bestimmung des Verdampfungsverlustes erhält man ein Ergebnis (Gewichtsabnahme der Probe), was man dann auch prozentual angeben kann.
Warum sind hier vollsynthetische Öle bevorteilt? In vollsynthetischen Ölen wird bei der Zusammensetzung auf dünnflüssige mineralölbasische Grundöle verzichtet. Somit sinkt der Anteil von flüchtigen Bestandteilen und der Verdampfungsverlust verringert sich. Gute Öle sind im Bereich von 6,7,8 % angesiedelt, wobei richtlinienbasiert die LL-Öle einen Verdampfungsverlust von bis zu 13 % haben dürfen.
Das ganze klingt jetzt, wenn man es wissenschaftlich betrachtet, nach gravierenden Unterschieden. Aber man sollte sich hier nicht sofort ins Boxhorn jagen lassen. Longlife-Öle funktionieren und das ist auch gut so - sie sind kein "Teufelszeug". Je nach Fahrprofil und Motor sollte man aber bedenken, seinem Schätzchen etwas gutes zu tun! Ich persönlich habe nach Kauf meines A4 sofort auf Festintervall umgestellt und werde es auch jedem empfehlen der mich danach fragt. Welches Öl man aber nimmt sollte hier nicht Gegenstand werden, denn da scheiden sich bekanntlich die Geister.
tl;dr - Longlife-Öle sind durch ihr Konzept chemisch bedingt etwas schlechter, schmieren den Motor aber trotzdem.
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