SPIEGEL ONLINE - 09. November 2005, 11:29
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Öko-Tuning
Schrauben am Chip
Schneller und stärker kann ein modernes Auto werden, wenn man ihm eine neue Steuersoftware verpasst. Doch genauso können gewitzte Chip-Tuner auch den Spritverbrauch nach unten drehen. Dabei zeigen sich die Fahrzeuge sogar spritziger beim Anfahren.
Benstorf/Landsberg - Jahrelang frönten Autoindustrie und Autofans dem Leistungskult. Was die PS-Monster an Sprit konsumierten, war scheinbar Nebensache. Doch die in immer neue Rekordhöhen schnellenden Kraftstoffpreise könnten dem Wettrüsten nun einen Dämpfer versetzen. Immerhin bringen die Hersteller zunehmend sparsamere Motorkonzepte auf den Markt. Auch die Tuning-Branche denkt über Alternativen nach: Neben der klassischen Leistungssteigerung bieten Unternehmen jetzt auch "Eco-Tuning" an, das den Durst der Motoren schmälern soll.
SKN-Chip: Effektivität statt nur Leistungssteigerung
Die Spritspar-Lösung, die etwa das Unternehmen SKN aus Benstorf (Niedersachsen) seit Januar für Pkw im Programm hat, ermöglicht laut Marketingleiter Michael Schiffer "Einsparungen im Bereich von 5 bis 20 Prozent". Technische Änderungen am Motor sind dabei nicht erforderlich. Durch die Anpassung der Kennfelder der Motorsteuerung werden die Ressourcen des Motors besser ausgenutzt, erklärt Schiffer: "Es ist im Prinzip ein Chip-Tuning in die andere Richtung."
Steigert beim herkömmlichen Chip-Tuning eine neue Steuersoftware vor allem die Motorleistung, soll sie beim "Eco-Tuning" vorrangig den Verbrauch senken. Dabei büßen die Motoren laut Schiffer nicht an PS ein, und auch die Abgasnorm verändert sich nicht. "Die Fahrzeuge werden sogar ein bisschen spritziger", versichert der Marketingleiter. Weil die Software für mehr Drehmoment und Leistung im unteren Drehzahlbereich sorgt, sei schnelleres Anfahren möglich.
Porsche Cayenne verbraucht drei Liter weniger
Auch Köhler Motormanagement aus Löhne (Nordrhein-Westfalen) bietet für Diesel-Fahrzeuge ein "Econ-Tuning" an. Das Prinzip ist ähnlich wie das von SKN: Die Software des Steuergeräts wird ausgelesen und angepasst, erläutert Inhaber Benjamin Köhler. "Die Parameter werden so verändert, dass sich die Verbräuche verringern." Dabei werde den Turboladern der Diesel vor allem ein höherer Ladedruck verpasst.
Die SKN-Lösung soll dagegen auch Benziner und Erdgasfahrzeuge auf sparsam trimmen. "Eco-Tuning ist bei allen Pkw möglich", sagt Michael Schiffer. Das ausgefallenste Modell, das SKN bislang umrüstete, war ein Porsche Cayenne Biturbo. Der Fahrer sei überglücklich gewesen, als sein Durchschnittsverbrauch danach von 27 auf 24 Liter sank.
Jedoch sind die Sparmöglichkeiten laut Schiffer unterschiedlich. Diese seien auch davon abhängig, wie ein Fahrer mit dem Wagen umgeht und unter welchen Bedingungen er ihn fährt: "Je schwieriger die Anforderungen sind, beispielsweise im Stadt- und Stop-and-go-Betrieb oder voll beladen, desto größer sind die möglichen Einsparungen."
Ein umgerüstetes SKN-Testfahrzeug - ein VW Golf V 2.0 TDI, für den das Werk einen Verbrauch von 6,9 Liter Diesel angibt - konsumierte auch im normalen Alltagsverkehr immerhin nur noch 5,2 Liter. Auch Benjamin Köhler weist auf das Fahrprofil hin, das den Verbrauch entscheidend mit beeinflusst. Das "Econ-Tuning" seines Unternehmens soll Dieselfahrern auf Autobahnen bis zu 5 Prozent, im Stadtverkehr dagegen bis zu 20 Prozent Spritersparnis ermöglichen.
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