AFN / AVG - Motor vibriert im Leerlauf nach Zahnriemenwechsel

[W0LF]

Hallo,

mehrere tkm überfällig habe ich endlich die Zeit gefunden, den Zahnriemen meines 1.9 TDi zu wechseln. Dokumentation und Werkzeug vorhanden, am 1.8er Sauger mehrfach erfolgreich durchgeführt - dachte, das kann ich. Lief auch alles glatt. Und jetzt stehe ich dennoch vor einem Problem, finde keine Lösung und hoffe auf die Schwarmintelligenz hier im Forum.

Kurz die Symptome:
Im Leerlauf vibriert der Motor, dass Lenkrad, Sonnenblenden und Mittelarmlehne lustig vor sich hin klappern. Das hat der Wagen vorher definitiv nicht gemacht. Bei erhöhtem Leerlauf/im Fahrbetrieb ist alles in Ordnung.
Eingekuppelt Rollen bei Leerlaufdrehzahl vibriert merklich, aber deutlich weniger als ausgekuppelt.
Ansonsten startet der Motor einwandfrei, macht keine merkwürdigen Geräusche und Leistung ist auch da. Im Fahrbetrieb also keine Beanstandungen. Nur im Leerlauf rappelt's ordentlich.

Was gemacht wurde:
- Zahnriemen mit allen Rollen (Gates)
- Wasserpumpe (SKF)
- Keilrippenriemen (Gates)
- Keilrippenriemen Klimakompressor (Gates)
- Motorlager (Lemförder)

Getestet wurde bereits:
- Einspritzbeginn VEP. Der ist zwar arg an der Grenze, aber noch innerhalb des Regelbereiches.
- Soll- und Ist-Wert des Einspritzbeginns (MWB 4). Diese stimmen überein.
- Leerlauf-Ruheregelung (MWB 13). Hier sind die Werte zwischen +/- 0,5mg/h, also deutlich im Soll.
- Sichtprüfung Motorraum: Alle Rollen laufen sauber, keine Unwucht erkennbar. Riemen flattern nicht. Freilauf der LiMa ist in Ordnung. Der Motor schwingt aber stark. Vergleich vorher/nachher bzw. baugleich habe ich aber leider nicht zur Hand.

Was ich noch testen werde:
- Steuerzeiten. Diese habe ich beim Wechsel/nach dem Wechsel mehrfach mit Argusaugen überprüft; komme vermutlich erst im Lauf der Woche dazu. Danach stelle ich den Einspritzbeginn auf Soll. Das hat gerade keinen Sinn - wenn ich die Steuerzeiten anpassen muss, stelle ich das zwei mal ein...
- Erneutes Lösen aller Motorlager, Motor laufen lassen, Lager erneut festziehen. Hatte beim Tausch den Motor nur von Hand durchgerüttelt.

Abgesehen von den noch zu testenden Positionen bin ich ratlos.
Hat jemand einen Tip, was ich übersehen haben bzw. noch prüfen könnte?

Vielen Dank schonmal!

Mathias

[mounty]

Bei welcher Temperatur hast du denn den Einspritzbeginn geprüft? der ist ja Dynamisch und ist abhängig von der Kraftstofftemperatur. Das ganze sollte nach Zahnriemenwechsel in der Mitte des einstellbereichs liegen, nicht an der unteren oder oberen Grenze. Das ganze wird erst ab 85 Grad Kühlwassertemperatur geprüft.

[W0LF]

Der Motor hatte Betriebstemperatur, nach VCDS bei 94°C.
Die Einspritzzeiten korrigiere ich noch, das ist klar. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass innerhalb des Toleranzbereiches ein solches Schütteln auftritt und weil das Einstellen wohl keine allzu angenehme Arbeit wird, möchte ich das erst nach abschließender Kontrolle der Steuerzeiten machen.

Daher suche ich nach weiteren Ideen, weil der Motor abgesehen vom Leerlauf keinerlei Probleme macht und ich mir sicher bin, beim Riemenwechsel sorgfältigst gearbeitet zu haben. Dennoch werde ich das Schritt für Schritt nochmals überprüfen.

Könnte mich ohrfeigen, dass ich parallel die Motorlager getauscht habe. Nachher sind die die Wurzel allen Übels, auch wenn im Fahrbetrieb keinerlei Vibrationen/Dröhnen zu vernehmen ist und das Rucken des Motors, was der Wagen beim Abstellen immer hatte, jetzt behoben ist. Wenn sich herausstellt, dass beim Zahnriemen alles passt, werde ich mittelfristig nicht drum rum kommen, die Alten testweise wieder einzubauen.

[W0LF]

Hallo,

gestern habe ich die Steuerzeiten kontrolliert (die passen einwandfrei) und den Einspritzbeginn eingestellt. Der liegt jetzt ziemlich genau auf der mittleren Linie.
An den Vibrationen hat das aber gar nichts geändert. Es rüttelt, vorwiegend im Leerlauf, immer noch heftig.

Was kann man beim Wechsel der Motorlager verkehrt machen?
Hat jemand die genaue Einbauposition (der untere Stift am Lager), so dass ich das nochmals prüfen kann? Hab die Neuen eingebaut, so wie die Alten drin waren; Position natürlich nicht markiert, sehe ich in der Garage von unten doch eh nichts...

Wäre für weitere Tipps echt dankbar. Fährt sich so einfach nicht mehr schön, der Wagen.

[mounty]

Im richtigen Loch bist du drin? Wenn ich das richtig verstehe sind für verschiedene Motorisierungen auch unterschiedliche Löcher im Halter vorhanden in die dann das Motorlager rein kommt.

Wurde der Motor gleichmäßig mit einer Hebebrücke angehoben oder eine Seite nach der anderen, so das er verkantet wurde und somit das neue Lager evtl schon wieder geschädigt worden ist.

[W0LF]

Ich gehe davon aus, dass die Lager im richtigen Loch drin sind. Hatte diese nicht markiert, aber die neuen Lager entsprechend der Einbauposition der Alten eingesetzt. Viele Möglichkeiten hat man ja auch wegen der Gummilippen an der oberen Verschraubung nicht.
Leider finde ich in meinen Unterlagen keine genauen Angaben zur Einbauposition, so dass ich diese Arbeiten nicht erneut prüfen kann.

Den Motor hatte ich vorne an der Drehmomentstütze angehoben (also weitestgehend gleichmäßig) und beide Lager getauscht, während sich der Motor in der Luft befand. Beim Absetzen habe ich dann darauf geachtet, dass er sich langsam und gleichmäßig auf beide Lager setzt. Da dürfte nichts schief gegangen sein.

Da ich direkt nach den Arbeiten die Front wieder montiert und auch die Drehmomentstütze eingestellt habe, kann ich mir jetzt nur noch vorstellen, dass sich die neuen Lager über Nacht noch etwas gesetzt haben und dadurch der Motor jetzt auf der Drehmomentstütze aufliegt. Das überprüfe ich heute Nachmittag noch.
Wenn ich mich an den ersten Motorstart nach dem Riementausch erinnere, waren da keine Vibrationen. Wirklich darauf geachtet habe ich aber nicht...

[mounty]

Ja evtl is die Drehmomentstütze der Übeltäter weil sie unter Spannung sitzt nun.

[W0LF]

Guten Abend!

Um die Sache mal kurz aufzulösen: Es waren die Motorlager (Lemförder).
Ein Einstellen der Drehmomentstütze brachte keine Besserung.
Tausch der Getriebelager (eines war schon arg weich), Lösen aller Lager zur spannungsfreien Montage - keine Besserung.

Heute habe ich die alten Lager wieder verbaut. Der Wagen läuft nun so, wie er soll und das Lenkrad geht nicht mehr als Vibrator durch. Auch wieder da ist das sonore *klonk* beim Abstellen des Motors - also alles wie gehabt und ich bin wieder glücklich.

[dannySLF]

Jetzt bin ich baff ... Lemförder, maximale Qualität ... schickst du sie zurück?

[W0LF]

Jetzt erst gesehen, dass hier noch jemand darauf geantwortet hat.

Die Story ging weiter:
Da ich die Motorlager nicht grundlos tauschen wollte, konnten die Alten natürlich nicht drin bleiben. Auch hatte ich keine Lust, mich durch das Ersatzteilesortiment durchzuprobieren.
Teure Teile vom Freundlichen selbst einbauen und dann wegen Eigenleistung nicht reklamieren zu können, kam auch nicht in Frage, also ging der Wagen zum Freundlichen.

Motorlager getauscht, knappe 300€ dort gelassen. Alles prima.

Zwei Wochen später Ölwechsel gemacht, was sehe ich da: Die Motorlager sitzen komplett verkehrt drin. Beidseitig greift der Stift in keine der Aussparungen am Aggregateträger. Super.
Neuer Werkstatttermin, auf neue Lager bestanden. Nun passts.

Unabhängig zu einem späteren Zeitpunkt verbaute Getriebelager (Lemförder...) führten bei höherer (Außen)temperatur zu einem starken Schütteln des gesamten Aggregats. Nun ist hier wieder die Werksausstattung drin und Ruhe.


Die Lemförder-Lager konnte ich leider nicht zurückschicken. Diese lagen bei mir schon ein halbes Jahr auf Lager. Komisch, dass ich an den Lagern keinerlei Logo finden konnte. Eventuell bin ich einem Fall von Produktpiraterie aufgesessen; möchte Lemförder daher nicht schlecht reden.
Einen faden Beigeschmack hat jedoch, dass ich vor einigen Jahren mit meinem ADR ein ähnliches Problem hatte: Hier kam ein Corteco-Lager mit mangelhaft entferntem Herstellerlogo im Lemförderkarton! Nach Rücksprache mit Lemförder hatte das aber seine Richtigkeit, da sie ältere Zubehörteile teilweise nicht mehr selbst fertigen, sondern von zertifizierten Anbietern zukaufen würden. Ob man dann wirklich Lemförder noch empfehlen kann, wenn es ähnliche Wundertüten wie bei anderen Anbietern sind, mag jeder für sich entscheiden.

[freak]

Es kann auch sein, dass im Zubehör nur ein Lager für alle 4-Zylinder Motoren angeboten wird. Das Lager ersetzt dann verschiedene OEM Nummern. Oder man verwendet generell Vollgummi- statt je nach Motor Hydrolager. Das spart Kosten und Lagerhaltung.

In der Originialausrüstung gibts für mehr Geld Lager in verschiedenen Härten zur besseren Dämpfung des Schwingungsverhaltens verschiedener Motoren.

Dass die Hersteller bei vielen Teilen untereinander (und im Land des Lächelns) zukaufen, ist mittlerweile normal. Mein neuestes Behr Thermostat ist auch nicht mehr 'Made in Germany', wie der Vorgänder und das Originalteil, sondern in China gefertigt.