Hallo zusammen,
vor drei Wochen kam meine Tochter zu mir und meinte das an Ihrem 2003-er 1,8t ständig der Auspuff qualmt es "stinkt" und sie ständig Öl und Kühlmittel nachfüllen müsste. Auch die Motorleistung wäre mittlerweile "unterirdisch. Meine Frage wie lang das schon so ist wurde ausweichend mit "zwei Wochen mindestens..." beantwortet.
Also das Auto erst einmal sichergestellt und über die Grube verfrachtet. Anhand der hier im Forum vorhandenen FAQ´s habe ich die möglichen Fehlerquellen systematisch abgearbeitet. Danke an alle die an dieser hervorragenden Arbeitsvorlage mitgearbeitet haben!
Da hierzu sowieso einiges demontiert werden muss habe ich die relevante Teile von Motorkühlung, KGE, Ladedrucksteuerung und Vacuumkreislauf, wie Schläuche, Thermostatgehäuse, Kühlmittelflansch, Rückschlagventile, Umluftventil, Druckregelventil, KGE-Ventil usw. gleich beschafft um in Verbundarbeit einen "Rundumschlag" zu machen und nicht im Monatsturnus ständig neue Teilreparaturen abarbeiten zu müssen.
Mit Elan wurde die Sache angegangen und die üblichen Verdächtigen wie Kühlmittelflansch, Kühlmittelschläuche, Thermostatgehäuse sowie die zerbröselten Schläuche und teilweise funktionslosen Ventile der Kurbelgehäuseentlüftung erneuert.
Doch wie sagt Murphys Gesetzt? Wenn einmal etwas schief geht geht immer was schief.
Für mich bedeutete dies: Bei der Kontrolle des Turboladers im Rahmen der Demontage des N75 und des Druckschlauches zum Ladeluftkühler stellt sich heraus das dieser(der Turbo) einen so starken Lagerschaden hatte das die Schaufeln des Turbinenrades bereits an der Gehäusewand gestreift haben. Spiralgehäuse und Turbinenrad der Druckseite sind dadurch irreparabel zerstört, alle Ladedruckschläuche inkl Ladeluftkühler, Drosselklappe und Ansaugspinne voll Öl. Also neuer Turbolader notwendig, diesen geordert.
Beim Ausbau des Turboladers habe ich festgestellt das der Kathalysator durch das in großen Mengen über den Turbolader entwichene Motoröl total zugekleister ist. Also neuer Kathalysator notwendig, diesen geordert. Dazu gleich 2 neue Lambdasonden da die im Originalkat noch die ersten zu sein schienen.
Da der Ladeluftkühler im wahrsten Sinne des Wortes durch den Lagerschaden des Turboladers mit dem Öl auch sein "Fett wegbekommen" hat wurden dieser und sämtliche Schläuche ausgebaut und mit Bremsenreiniger so lange gespült bis nur noch klarer Bremsenreiniger aus den gespülten Teilen herauskam. Der Ladeluftkühler wurde im Anschluss noch mehrere Stunden mit einem Gebläse durchgeblasen um evt. entstandene "Nester" von flüssigem Bremsenreiniger sicher auszuschließen.
Es dauerte fast 1,5 Wochen bis alle georderten (Marken-)Teile da waren und ich mit dem Zusammenbau beginnen konnte. Da ich nebenher auch noch etwas Geld verdienen muß und auch noch andere Projekte nach kundiger Hand verlangen konnte ich mich immer nur am Abend einige Stunden dem "Wiederaufbau" widmen.
Da ich gerne Nägel mit Köpfen mach habe ich die Aktion gleich noch mit einem - wie sich dann herausstellte nicht unnötigen - Motoröl/Filterwechsel und einem Getriebeölwechsel ergänzt.
Am letzten Sonntag war - dachte ich - nach einer Woche alles fertig. Motor angelassen, läuft. Im Rahmen der Probefahrt habe ich dann festgestellt das die ESP und ASB-Warnleuchte erst ab und zu und dann dauerhaft leuchten. Toll. Anruf beim Töchterlein: "Ach ja, das war bei mir auch ab und zu..." Nun ja was solls.
Da die Symptome bekannt sind das ABS/ESP-Steuergerät ausgebaut und zu einem mit bekannten Instandsetzer gesendet der versprochen hat dass das Teil am Samstag bei mir auf der Werbank liegt damit es mir am Wochenende nicht zu langweilig wird.
Also warten wir das Wochenende ab. Ich werde weiter berichten.
So, nach langer Zeit geht es weiter....
Das ABS/ESP-Steuergerät ist zum Wochenende da gewesen und wurde umgehend eingebaut. Probefahrt durchgeführt, Warnleuchte bleibt aus, ABS und ESP regeln wie sie sollen(...das wurde natürlich auf einem abgesperrten Gelände ausprobiert). Am Sontag Nachmittag konnte ich das Auto dann endlich wieder der strahlenden Tochter übergeben.
Bis Anfang Dezember 2020 war nun alles in Ordnung. Dann ereilte mich ein neuer Hilferuf der Tochter. Die Motorwarnleuchte gehe immer wieder an und irgendwie laufe der Motor unrund.
Also Laptop und VCDS-Adapter geschnappt und die 30 km bis zum Wohnort der Tochter gefahren. Den A4 erst einmal selber warm gefahren wobei sich aus dem Motorraum nach dem Kaltstart ein leichtes Rasseln oder Tickern feststellen ließ das nach kurzer Laufzeit weg war. Die Motorleistung lies für einen 163 PS-Turbomotor wirklich einige Wünsche offen...
Das Auslesen des Fehlerspeichers erbrachte folgenden bunten Strauss an Meldungen:
16618 - Ladedruckregelung
P0234 - 001 - Regelgrenze überschritten
16502 - Geber für Kühlmitteltemperatur (G62)
P0118 - 002 - Signal zu groß - Sporadisch
16396 - Bank 1: Nockenwellenfrühverstellung
P0012 - 001 - Soll nicht erreicht - Sporadisch
16795 - Sekundärluftsystem
P0411 - 002 - Durchfluss fehlerhaft
16804 - Katalysatorsystem; Bank 1
P0420 - 002 - Wirkung zu gering - Warnleuchte EIN
16706 - Geber für Motordrehzahl (G28)
P0322 - 004 - kein Signal - Sporadisch
16487 - Luftmassenmesser (G70)
P0103 - 001 - Signal zu groß - Sporadisch
17705 - Verbindung Lader-Drosselklappe
P1297 - 001 - Druckabfall
17544 - Bank 1;Gemischadaption (add.) System zu mager
P1136 - 001 -
16891 - Leerlaufregelung
P0507 - 001 - Drehzahl über Sollwert - Sporadisch
So ein Mist! Da ich aber nicht sicher war ob ich nach der letzten Reparatur alle Fehler gelöscht habe wurden zunächst alle im Fehlerspeicher hinterlegten Fehler gelöscht. eine erneute Probefahrt durchgeführt und der Fehlerspeicher nochmals ausgelesen.
Nun wurden mir folgende Fehler angezeigt:
1 Fehler gefunden:
16395 - Bank 1; Nockenwellenspätverstellung
P0011 - 002 - Soll nicht erreicht - Sporadisch
1 Fehler gefunden:
00562 - Geber für Ölstand-/temperatur (G266)
27-00 - unplausibles Signal
Dieses Bild war nun wesentlich freundlicher.
Am ersten Dezemberwochenende war es dann soweit.
Nach eingehendem Studium unseres Forums hier habe ich mich dazu entschlossen zunächste eine Motorspülung mit dem Produkt eines bekannten Herstellers durchzuführen und im Verlauf des dann notwendigen Öl- und Filterwechsels gleich noch den Öltemperatur- und Füllstandsensor in der Ölwanne zu erneuern. Weiterhin ist zusammen mit einem hochwertigen synthetischen Motoröl ein Hydrostössel-Additiv des selben Herstellers zum Einsatz gekommen. Ich habe allerdings nochmals das 5W-30 Motoröl verwendet um das Ölsystem mit dem "dünneren" Öl für die nächsten 8.000 km zu spülen um dann auf 5W-40 umzustellen wie hier im Forum für den 1,8t empfohlen wird.
Obwohl das Motoröl und der Filter erst ca. 3.000 km vorher erneuert wurden ist das Öl nach der Spülung pechschwarz abgelaufen. Es fanden sich aber keine festen Partikel die das Ölsieb der Ölpumpe oder irgendwelche Schmierbohrungen verstopft hätten. Ich habe nach entfernen des alten Ölfilters einen "Billigölfilter" eingebaut, den Motor mit einem niedrigpreisigen Motoröl befüllt, habe den Motor nochmals richtig warmgefahren und dieses Öl dann sofort heiss abgelassen. Auch diese Spülfüllung war nochmals deutlich dunkelgrau getrübt.
Zum Abschluss wurde an der Ölwanne der neue Ölstand- und Öltemperatursensor eingebaut, der Motor mit dem großen Ölfilter ausgerüstet, dann mit dem hochwertigen 5W-30 und dem Hydrostössel-Additiv befüllt.
Dann wurde der Fehlerspeicher gelöscht und der Servicezähler zurückgesetzt.
Es folgte eine Probefahrt über 40 km bei der sowohl Autobahn mit Vollgas als auch Landstraßen und Ortsdurchfahrten auf dem Programm standen um alle Drehzahlbereiche und Lastzustände zu testen. Der Motor hing jetzt wieder willig am Gas und beim harten Beschleunigen musste die ASR im 1. und 2. Gang immer mal wieder eingreifen. Ich denke die 163 PS sind wieder da...
Das Auslesen des Fehlerspeichers brachte ein positives Ergebnis hervor, keine Fehler mehr abgelegt.
Am Nikolaustag konnte meine Tochter wieder ein sauber funktionierendes Auto in Empfang nehmen das nun wieder die Leistung hat die im Schein steht.
Was ist nun mein Fazit bis hier her? Wir haben den A4 vor nun über 4 Jahren mit bei einem freien Händler für relativ kleines Geld(5.500 €) mit belegbaren 131.000 km erworben. Der Kilometerstand heute ist 173.000 km.
Allerdings wurde das Fahrzeug vom Vorbesitzer - und in Folge leider auch meiner Tochter bis 2019 - im Longlifemodus gefahren und nicht immer unbedingt pfleglich behandelt. Wie man jetzt sieht ist das für diesen Motor einfach Gift weil der durch die lange Nutzungszeit des Öls entstehende Schlamm sich negativ auf die Schmierung auswirkt. Da sich die Motorspülung so signifikant ausgewirkt hat gehe ich davon aus das sowohl die Hydrostössel, vor allem aber der Kettenspanner der Steuerkette und der Mechanismus der Nockenwellenverstellung durch diesen Schlamm der ständig durch den Motor zirkuliert irgendwann massiv in ihrer Funktion beeinträchtigt werden. Der Turboladerschaden dürfte da auch seinen Ursprung haben. Ich schließe dies daraus weil nach der Motorspülung beim Kaltstart keine ungewöhnlichen Motorgeräusche mehr da sind und die Motorleistung wieder uneingeschränkt zur Verfügung steht.
Somit kann ich mich in die Reihe derer stellen die aus der Erfahrung heraus sagen das der Longlifebetrieb mehr schadet als nützt und feste Ölwechselintervalle zwischen 8.000 bis maximal 15.000 km Laufleistung oder 365 Tage gerade bei den Turbomotoren wichtig sind. Darüber hinaus braucht so ein Fahrzeug regelmäßige, über die Werkstattintervalle hinausgehende, Pflege und Aufmerksamkeit.
Mich hat diese Erkenntnis während der bisherigen Nutzungsdauer des A4 fast 3.000 EUR an Ersatzteilen einiges an Nerven und viel Arbeitszeit gekostet.
Allerdings, der enorme Fahrspaß, verbunden mit Komfort und Stauraum, den das Auto bietet wiegt so einiges auf, obwohl ich relativ selten mit dem Auto fahre.
Wenn die Admins der Meinung sind mein Beitrag passe hier eher nicht dann verschiebt ihn bitte dahin wo Ihr meint das es in Ordnung ist. Danke.
Gruß aus der Südpfalz
Frank
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