Servus Zusammen,
lange hab ich überlegt ob ich diesen Artikel überhaupt verfassen soll oder nicht und welchen Wert er für andere haben kann. Jedoch denke ich, dass viele mit dieser Problematik um jede Info zu dem Thema dankbar sind. Allem vorweg: mir war das Risiko einer Reparatur auf eigene Faust vollkommen bewusst, daher beschwere ich mich auch nicht über die Auswirkungen meines Scheiterns. Es lief auch auf keinem Fall unter dem Motto: Geiz ist geil! Schließlich stehen nun 930€ allein für ein neues Steuergerät (STG) an…
Seit über einem Jahr fahre ich nun mit dem Fehler durch die Gegend und habe lange im Internet zu der Problematik mit dem STG gelesen und recherchiert.
Kurzfassung: Es vibrieren sich mit der Zeit Alubrücken (Drähte) im STG ab, die die Verbindung zwischen äußeren Sensoren und der Platine herstellen.
Für die, dies genauer Interessiert: Info-Dokument
Natürlich habe ich auch über die Möglichkeit, es bei entsprechenden Anbietern instand setzen zu lassen nachgedacht. Ich bin jedoch zu dem Schluss gekommen, wenn die komplette Reparatur vor Ort nur 2-3 Stunden (Angaben im Netz) dauert, kann das Problem im STG nicht all zu groß sein.
Also, was macht man nun mit den Infos die man hat, dem eigenen Gespür für elektrotechnische Fähigkeiten… man denkt sich: Hey, das machste halt selbst, löten kannste, Werkzeug haste und für ein bissel Lötzinn jemandem 300-400 Euro oder mehr bezahlen finde ich dann auch hm.. naja
1) Öffnen des STGsIch habe im Netz nur 2 Bilder von einem geöffneten STG gefunden, allerdings wurden hier die Metallnieten aufgebohrt und das Gerät wörtlich auseinander gerissen, jedoch half dies mir, ein Fräsmuster zu bestimmen nachdem ich das STG von anderer Seite öffnen kann. Nach vorsichtigen Probefräsungen am Rand und der Bestimmung der Materialstärke konnte ich den Deckel schon nach kurzer Zeit abnehmen. Es sah zwar aus wie nach dem Krieg und auch nicht akkurat gerade aber ich hab leider keine CNC Fräse zu Hause
2) Schwierige Vergussmasse (VGM) und die ÜbeltäterDas STG ist mit einer fast klaren, gummiartigen VGM etwa 1 cm tief verfüllt. Leicht zu erkennen sind die Alubrücken, welche noch etwas über der VGM rausschauen, jedoch sind viele Späne durch das auffräsen ins Innere gelangt, deshalb sieht es auf dem Bild etwas wüst aus
. Ein leichtes Antippen mit einem Schraubendreher genügte um festzustellen, dass sich fast alle Brücken gelöst hatten (lagen aber wohl teilweise noch auf den Pads auf, sonst wäre wohl kein so langes Weiterfahren möglich gewesen) ein paar saßen auch immer noch Bombenfest. Gelöst haben sie sich nur auf der „Sensorseite“ es hatte sich keine einzige Brücke auf der Platinenseite gelöst!
Also erst mal rund um die Brücken die Vergussmasse entfernen und die Pads zum auflöten mit einer Dremelbürste reinigen.
3) Entfernen der Vergussmasse (ACHTUNG!!)Hier habe ich einen verhängnisvollen Fehler begangen: Da sich die VGM recht leicht entfernen ließ (mit unterheben Schraubendreher, Pinzette oder bloßem abziehen mit den Fingern) war mein Plan so gut es geht alles davon zu entfernen und das STG anschließend mit Kunstharz auszugießen. Klar konnte nicht überall alles entfernt werden, da die VGM halt auch klebt und in kleinste Zwischenräume gelangt. Leider übersah ich beim entfernen, dass der Mikrokontroller nicht wie „normalerweise“ in der Elektronik als Käfer (Gehäuse mit aufgelöteten Beinchen) auf der Platine saß, sondern als Waver aufgeklebt und mittels Drähtchen auf der Platine befestigt war. Diese Drähtchen sind etwas dünner als ein menschliches Haar und nur maschinell zu verarbeiten. Deshalb habe ich sie auch übersehen und beim Entfernen der VGM wurden eben 3 Drähtchen abgerissen. Selbst unter dem Mikroskop war die kleinste Lötspitze 2-3 Mal größer als der Lötpunkt. (Abgesehen von den störenden Resten der Vergussmasse) also war hier klar, ein neues Steuergerät muss her.
4) LötenDa es sich laut Recherche (die sich nach dem Öffnen bestätigte) um Aluminiumdrähte handelt, habe ich im Voraus entsprechendes Alulot bestellt, welches mit Handelsüblichen Lötkolben zu verwenden ist. Das Löten an sich wäre kein Problem geworden, aber warum hätte ich da noch groß Arbeit investieren sollen, nachdem klar war das ich‘s eh kaputt gemacht habe.
Diese Brücken sind auch nur angeheftet, auf der Platine als auch auf den Kontaktflächen zu den Sensoren, hier hätte man im Fertigungsprozess einfach mehr Lot investieren sollen genug Fläche ist auf beiden Seiten vorhanden, ggf auch eine fixierende VGM wie Kunstharz oder dergleichen, was mechanisch Belastbares eben und das Problem wäre meiner Meinung nach nie entstanden.
5) Verschließen und AbdichtenNach dem Abheben des Deckels, sah ich dass es 3 Aufnahmepunkte im STG sowie 3 Nasen am abgefrästen Deckel gibt, die ich glücklicherweise nicht abgefräst oder zerstört hatte… damit war die halbe Miete schon mal gewonnen. Zum Abdichten/Verkleben habe ich im Internet spezielles Silikon gefunden, welches gegen höhere Temperaturen sowie Öl und Benzin unempfindlich ist, also perfekt für den Einsatz im Getriebe. Mache an dieser Stelle keine Werbung, für Infos: PM
6) FazitIch seh’s sportlich:
Gekostet hätte mich bei Erfolg alles in allem 160€ (Ein/Ausbau, div. Dichtungen, 2 Liter Öl) jetzt wurden es 1100€ also fast immer noch 200€ unterm Preisniveau vom Freundlichen. Vorteil: Neues STG mit der Hoffnung, sie haben das Problem mit den Brücken irgendwann im Fertigungsprozess eliminiert. Auf jeden Fall hält das STG mindestens so lange, bis ich mir ein neues Auto zulegen werde.
Mit der gewonnen Erfahrung würde ich es vermutlich wieder tun, natürlich dann nur die VGM im Bereich der Alubrücken entfernen… damit wäre die Reparatur auch geglückt.
Viele Grüße
Carsten
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